Wolfgang Ernst

ChronopoetikZeitweisen und Zeitgaben technischer Medien

Das Dasein technischer Medien entbirgt sich im Moment ihres konkreten Vollzugs. Tätige Medien sind nicht, sie zeitigen. Das vorliegende Werk behandelt chronotechnische Instanziierungen in Apparaten und Menschen. Es findet sich dabei in Gesellschaft einer Reihe grundlegender Befragungen über diese Vertäuung von Zeit & Medien, sucht diese jedoch in dezidiert medienarchäologischen Hinsichten zu vertiefen. Es stellt sich den Eskalationen der sogenannten zeitbasierten Medien zunächst in der Zuspitzung auf zeitkritische Prozesse. Dies erfordert genaueste Fokussierung: die konkrete Beschreibung und medienepistemologische Entfaltung ihrer technologischen Bedingungen, d. h. sowohl hinsichtlich von »techné« als auch von »logos«, von Materialität und Zahl (vulgo elektrotechnisch »analog« und technomathematisch »digital«). Eingefaltet in diese mikrotechnische Zeitkritik sind Diskussionen der phänomenologischen Zeitaffekte, die sie bei Menschen hervorrufen, sowie die Frage, wie diese Zeitweisen anders als im Gewand von Mediengeschichte darstellbar sind; alle drei Ebenen der Medienzeitanalyse resultieren auseinander. Der Fokus auf zeitkritische Tempor(e)alitäten stellt dabei nicht einen weiteren Fluchtpunkt in der Serie epistemologischer »turns« dar, und schon gar nicht ist der Begriff »Zeit« das durchlaufende transzendente Signifikat der vorliegenden Analysen, der diverse operative, chronotechnische Figuren bündelt; vielmehr wird Zeit als Kollektivsingular begriffen, der durch medientechnische Zeitweisen radikal pluralisiert, aufgelöst und treffender durch eine Vielzahl technomathematischer Fachtermini benannt wird, die vom Diracimpuls über den Phasenwinkel und das Zeitverschiebungsintervall bis hin zur Autokorrelationsfunktion und zum Faltungsprodukt reichen.

Buch broschiert

Berliner PROGRAMM einer Medienwissenschaft, Band 10

Januar 2013

428 Seiten

25 Abbildungen

15 x 23 cm

ISBN 978-3-86599-143-0

Leseprobe

Buch
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Wolfgang Ernst

Prof. Dr. Wolfgang Ernst wurde mit einem museumshistorischen Thema promoviert; seine Habilitationsschrift »Im Namen von Geschichte« befasst sich mit deutschen Gedächtnisagenturen im 19. und 20. Jahrhundert. Nach diversen Gast- und Vertretungsprofessuren ist er seit 2003 Ordentlicher Professor für ...

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