Die bundesrepublikanische Geschichte ist geprägt von der Aufarbeitung der Kriegserlebnisse und-verbrechen. Wie unterschiedlich diese Aufarbeitung in einigen Schlüsselfilmen der 70er und 80er Jahre geleistet worden ist, zeigt dieses Buch.
Zentral stehen dabei die Fragen der Latenz, der Medienbilder und der Gewalt. Warum kommt uns heute, nach so vielen Jahrzehnten, gerade der Begriff des Traumas so gelegen? Was macht er sichtbar und was verdeckt er? Wie verhält sich Trauma zur ungebrochenen Faszination mit dieser Vergangenheit und ihrer permanenten Wiederkehr in den Medien?
Ein Beispiel ist der Umgang mit der RAF, deren filmische Darstellung Thomas Elsaesser in einem Kapitel vor der Folie des Antigone-Mythos interpretiert. Dabei geht es ihm nicht darum, den Mythos RAF ein weiteres Mal heraufzubeschwören, zu dämonisieren oder zu entpolitisieren, sondern ein neues, vielschichtigeres Beziehungsgeflecht zu umreißen, das die Selbstdarstellung einer Generation auf der Suche nach ihren gültigen Bildern zeigt.
Wenn es manchmal so scheint, als ob im 20. Jahrhundert nichts geschehen sei, ohne dass es von einer Kamera aufgezeichnet wurde, so bedarf es gerade deshalb einer Lesart der Medienbilder, die das Nichtgezeigte an ihnen sichtbar machen und das Nichtsichtbare zeigen kann. Dazu eignen sich vor allem Filme, die die deutsche Vergangenheit mit ganz eigenen Vexierbildern und Wortspielen »bewältigen«, bei denen sich die Fehlleistung als Poetik der Latenz und der Eigensinn als Sprache des Verdrängten erweisen. Bei ihnen kann die vielbeschworene Trauerarbeit erst dann beginnen, wenn das Fehlende in seinem Fehlen präsent bleibt und das Dargestellte weiß, wem oder was es Gewalt antut.
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