Das größte Bauprojekt des Kaiserreiches: Zwischen 1886 und 1895 gruben tausende Arbeiter und hunderte Maschinen einen 100 Kilometer langen, 65 Meter breiten und 9 Meter tiefen Kanal durch Schleswig-Holstein.
Die Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals wird als Vielzahl und Wandel seiner Bedeutungen im Verlauf der Zeit erzählt. Die historiographisch facettenreiche, nicht lineare Herangehensweise kommt bereits in der Doppeldeutigkeit des Titels zum Ausdruck; es geht sowohl um »das« große Graben, also den Bau des Kanals, um Ingenieure, Arbeiter und Maschinen, als auch um »den« großen Graben, also den Kanal als Projekt, als Objekt von Erwartungen und Befürchtungen, von Publikationen und Politik und als folgenreichen Eingriff in eine Landschaft und einen Lebensraum von Menschen, Tieren und Pflanzen.
Dabei steht der Kanal auch für Verbindung und Trennung der europäischen Nationen: Seine Vorgeschichte ist ohne die Dynamik des deutsch-dänischen Gegensatzes nicht zu verstehen, Kopenhagen reagierte auf die Herausforderungen einer neuen Verbindung der Meere mit der umfassenden Modernisierung seines Hafens und in Frankreich entwickelte sich die Eröffnungsfeier im Jahr 1895 zu einem Medienereignis, das die deutsch-französische Feindschaft inszeniert.
Mit dieser Multiperspektivität ergibt sich eine Multiplizität historiographischer Konzepte von Politik- und Sozialgeschichte, von Militär- und Verkehrsgeschichte, Technik- und Infrastrukturgeschichte sowie von Umweltgeschichte. Hier wird über ein Stück Verkehrsinfrastruktur als einen Prozess geschrieben, der seine kulturellen Bedeutungen ständig erzeugt und der viel weniger ein Stück Struktur als eben ein Verlauf, ein Moment in einem als Fluss zu verstehenden Ablauf ist.
Buch Taschenbuch, broschiert
Kaleidogramme, Band 125
Juni 2015
295 Seiten
54 Abbildungen (zahrleiche farbig)
15 x 23 cm
ISBN 978-3-86599-265-9 9783865992659
Buch
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