Es fühlte sich gut an, unterwegs zu sein. Er fuhr seit einigen Stunden, und seine Gedanken wollten sich nicht beruhigen. Seine Arbeit ging ihm im Kopf herum. Das Fahren machte ihn langsam ruhiger. Er nahm sich vor, in einer der nächsten Ortschaften anzuhalten. Es war bereits früh am Nachmittag.
Was war »Geist«?, dachte er, während er im Schatten der Alleen geradeaus fuhr. Die alteuropäische Story fortschreitender unterscheidungsgeleiteter Rationalität, genannt Denken oder Bewusstseinsgeschichte. Man denkt an Hegel. Ab jetzt ereignet sich Sinn durch autopoietische ausdifferenzierte Kommunikationssysteme: medial, explizit und exhibitionistisch. Das Bewusstsein hat sich im Kampf mit der Kommunikation gewissermaßen »ergeben«. Jede Verteidigung des Denkens gegen seine Vergesellschaftung wird als »dahinter« liquidiert.
Dann dachte er, dass auch die Avantgarde-Bewegungen lange hinter uns lagen. Der Avantgarde-Bewegung hatte immer noch eine Geschichtserzählung zugrunde gelegen: eine Phänomenologie des Geistes im Sinne einer Bewusstseinsgeschichte auf der Basis Alteuropas. Sie wird bis ins späte 20. Jahrhundert erzählt von alten weißen Männern aus eurozentrischer Sicht. Jetzt wird diese Erzählung zu einem entfesselten Universalismus getrieben: global, antirassisch, postkolonialistisch, feministisch, jung und befreit vom Zwang zur Methode.
(Anfang des Romans)