Obwohl beinahe schon ein Klassiker, oft zitiert und getreu dem Motto »Viel Feind viel Ehr« auch gelegentlich angefeindet, ist die »Sinngesellschaft« von Norbert Bolz kurioserweise schon seit langer Zeit vergriffen, ohne auch nur einen Byte an ihrer Frische und Aktualität verloren zu haben. Das mag daran liegen, dass 1997, als das Buch erschienen ist, ebenso wie heutzutage »Hysterie offenbar der letzte Aggregatzustand des kritischen Bewußtseins« war und nach wie vor geblieben ist. »Das gilt nicht nur für Themen wie Umwelt, Dritte Welt, Asyl, Rechtsradikalismus und Political Correctness, sondern eben auch für das wichtigste Thema unserer zivilisatorischen Zukunft: die neuen Medien. Und hier ist längst eine Paradoxie zur Selbstverständlichkeit geworden: In den Medien herrschen diejenigen, die vor den Medien warnen. Der Kritiker des Mediums Fernsehen wird zum Fernsehstar. Und so endet auch die Kritische Theorie zuletzt in den Armen ihres Todfeindes.« Unter Verweis auf die Leibnizsche These, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, fragt Bolz, warum es so unpopulär ist, unsere Welt als gelungen zu betrachten. Seine Antwort ist provozierend: »Pessimismus ist Denkfaulheit!« – ein gutes Gegenmittel dagegen ist die Lektüre der durch ein Vorwort erweiterten Neuauflage der »Sinngesellschaft«!