Wer heute von mediterraner Kultur nicht nur als integralem Bestandteil der Aufklärung spricht, sondern sie als ein lebendiges Szenario des von der Aufklärung initiierten gesellschaftstheoretischen Modernitäts-Projekts begreift, macht sich der bedingten ideologischen Unterstützung des Islamismus und Terrorismus verdächtig, insbesondere dann wenn er »das andere Ufer« des Mittelmeers ausdrücklich in seine Überlegungen mit einbezieht. Dort sind Familienbande, Stammesverbände und die »heilige Tiefe« des Ortes in ganz offener Form bestimmende Elemente des sozialen Regelungs- und Ordnungsbewußtseins.
Wenn jedoch der Mittelmeerraum zum Gegenstand sozial- oder geisteswissenschaftlicher Betrachtungen gemacht wird, dann stellt sich oft die Frage, inwiefern es sich beim Méditerranée um einen einheitlichen Kulturraum handelt. Hierfür stehen in ethnologischer und orientalistischer Tradition die so genannten Area Studies sowie neuerdings zunehmend aus umfassender anthropologischer Perspektive die Mediterranistik. In solchen Herangehensweisen an das Méditerranée wird nicht selten auch zumindest implizit auf Saids Orientalismusthese reagiert, indem die mediterranen Gemeinsamkeiten zwischen Okzident und Orient an den beiden Ufern des Mittelmeers beschworen werden. Dabei erweist es sich allerdings, dass die orientalistische und orientalisierende Perspektive, wie sie Said entlarvt, lediglich auf das Méditerranée als das nunmehr konstitutive Andere einer westlichen transatlantischen Moderne verschoben wird. So bleibt die diskursiv hegemoniale Vorstellung dessen, was die Moderne überhaupt ausmacht, dadurch weitgehend unberührt.
Buch gebunden
Kulturwissenschaftliche Interventionen
Januar 2008
177 Seiten
12 x 19 cm
ISBN 978-3-86599-040-2 9783865990402
Buch
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