Am Ende des 20. Jahrhundert schauten wir – im Unterschied zu 2500 Jahren schriftbasierter Geschichte des Abendlandes – auf eine neue Form der kulturellen Bewahrung und Überlieferung zurück: das audiovisuelle Gedächtnis, das im Zuge der Medien Photographie, Grammophon, Film, Radio, Video, Fernsehen und schließlich Computer (im Verbund mit dem Internet) etwas fixiert, das vorher undenkbar war: Bewegungen des Lebens selbst. Die traditionellen Dokumentationsdisziplinen haben sich erst zögernd dieses neuartigen Erbes angenommen; die medienwissenschaftlich informierten Kulturwissenschaften ihrerseits widmen ihre Aufmerksamkeit zunehmend den sogenannten Kulturtechniken. Die technischen Medien – so eine These dieses Buches – erweitern nicht nur den Raum des kulturellen Archivs, sondern generieren ganz und gar neue Typen des Gedächtnisses, die sich vielleicht nur noch metaphorisch unter dem Begriff »Archiv« fassen lassen. Es scheint, dass mit den elektronischen Medien eine Akzentverschiebung von der okzidentalen Privilegierung von Kultur als Funktion ihrer Speicher (Orte, Denkmäler, Institutionen) hin zum dynamischen Recycling von kulturellen Daten stattfindet; oder um es – im Sinne des Buches – zu pointieren: von der Speicherung zur Übertragung. Die Konsequenzen daraus für die Medienkultur zu analysieren und einen aktiven Beitrag zum medienarchäologischen Umdenken vertrauter Kategorien des Gedächtnisses zu leisten, ist das Anliegen dieser Schrift.
Buch Taschenbuch, broschiert
Kaleidogramme, Band 15
Oktober 2007
358 Seiten
7 Abbildungen
15 x 23 cm
ISBN 978-3-86599-016-7 9783865990167
Buch
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