Derzeit explodieren die Benzinpreise und an den Flughäfen herrscht Chaos. Wir im Kulturverlag Kadmos möchten den aktuellen Trend, private Energieeinsparungen mit verlockenden Prämien zu belohnen, fortsetzen und haben auch in diesem Newsletter wieder eine ganz großartige Idee: Steigen Sie für den Arbeitsweg, Dienstreisen oder gar den Sommerurlaub doch einfach mal auf Esel um. Am besten auf unsere. Unter www.kulturverlag-kadmos.de/kalender können Sie sich den schönsten aussuchen. Durch den Wechsel vom Verbrenner auf die entschleunigte Reise zu Huf schonen Sie die Umwelt und tragen gleichzeitig zur Einführung des Tempolimits auf Autobahnen bei. Denn wie schon Wilhelm II. einst (so oder so ähnlich) sagte: »Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an den Esel.« Unter allen Teilnehmenden verlosen wir wahlweise Exemplare von Die Geschwindigkeitsfabrik. Eine fragmentarische Kulturgeschichte des Autounfalls von Matthias Bickenbach und Michael Stolzke oder den (un)literarischen Eselkalender. Sofern nicht auch noch die Preise für Heu dramatisch steigen, wird diese Art der Fortbewegung Ihren Geldbeutel schonen und Ihr Wohlbefinden steigern. So wie übrigens auch unsere Neuerscheinungen im Monat Juni:
In einer schönen Neuauflage ist ab sofort Von Tagebüchern und Trugbildern. Die autobiographischen Aufzeichnungen von Katherine Mansfield, Virginia Woolf und Sylvia Plath von Nicole Seifert erhältlich. Die Tagebücher der drei Autorinnen wurden nach ihrem Tod von ihren Ehemännern herausgegeben. John M. Murry, Leonard Woolf und Ted Hughes wählten Einträge für die Veröffentlichung aus und strichen andere, kürzten innerhalb der Einträge, schrieben um und ergänzten, wo sie es für notwendig hielten. Durch diese Eingriffe sowie durch ihre Kommentare und Vorworte lenkten sie die Lektüre von vornherein in eine bestimmte Richtung und trugen maßgeblich zu den Legenden bei, die sich schon bald um die Personen von Mansfield, Woolf und Plath ranken sollten. Nicole Seifert legt die Vorgehensweisen der Herausgeber offen und stellt den Bildern, die die zensierten Ausgaben von ihren Autorinnen entwerfen, die Bilder gegenüber, die die vollständigen Tagebuchtexte abgeben. Parallel dazu geht sie der Frage nach, welche Aussagekraft Tagebücher überhaupt haben können.
Es geht weiter mit Tagebüchern: Vom 8.-10. Juli werden wir auf der Ständigen Ägyptolog:innenkonferenz in Würzburg dabei sein, mit dieser wichtigen Neuerscheinung im Gepäck: In »Man möchte hundert Hände haben ...« gibt Elke Freier die Reisetagebücher von G.G. Erbkam heraus. Dieser reiste als Architekt im Expeditionsteam von Richard Lepsius 1842 bis 1845 durch Ägypten und Nubien und wurde zum Bahnbrecher für die exakte Aufnahme von Architektur in ihrer Umwelt. Die detailgetreuen Grundrisse und Durchschnitte durch Gräber und Tempel und ihre Verortung in der Landschaft waren nach bisheriger Kenntnis neu in der jungen Wissenschaft der Ägyptologie und blieben lange Zeit einmalig. Nach den Reisebriefen im Buch »Wer hier hundert Augen hätte ...« erscheinen nun die langersehnten Tagebücher. Das Buch ist auch als E-Book erhältlich.
Unser ägyptologisches Programm gibt es ab sofort in einem neuen SPEZIALITÄTEN-Flyer, den Sie HIER auf unserer Website anschauen und als PDF herunterladen können.
Ab sofort erhältlich ist der Band Ursprüngliche Verhältnisse. Emanzipation und Auflösung des Relationalen um 1900 von Gottfried Schnödl. 1923 konstatierte Martin Heidegger, dass sich in einigen Wissensbereichen das »Relationale als solches« vorschiebe und zum »eigentlich Gegenständliche(n)« werde. Gottfried Schnödl versucht, einen spezifischen Strang dieser Entwicklung nachzuzeichnen und konzentriert sich dabei auf Texte, in denen das Relationale ebenso naturalisiert wird wie die Natur relationalisiert. Von der monistischen Biologie ausgehend zeigt das vorliegende Buch die Bedeutung eines solchen Denkens um 1900 auf und verfolgt seine Transformationen und Auswirkungen von der Ästhetik und der Sprachwissenschaft über die Geschichte und die Soziologie bis hinein in die Literatur der Wiener Moderne. Dabei zeigt sich, dass die Denkfigur ursprünglicher Verhältnisse vor allem dort aufkommt, wo konkrete Relationen kaum fass- oder beschreibbar sind.
Des Weiteren ist der Band Textfetzen. It's Complicated: Texte aus einem a/sozialen Netzwerk 2019-2021. Ist möglicherweise Kunst von Elias Wessel erschienen. Seine »Textfetzen« konfrontieren uns mit unseren alltäglichen Konsumptionen, die sich aus dem unerschöpflichen Newsfeed der Social Media Plattformen speisen. Sie stellen den Newsfeed still, laden zum Verweilen und Versenken ein, um zwischen den Fetzen assoziativ Linien zu ziehen. Wessel überträgt den Newsfeed in andere, klassische Medienformate: Als Farbfotografie, als Audio-Datei und als Text in Buchform gehen sie den Weg zurück vom Digitalen ins Analoge. Fixiert, begrenzt und autorisiert vom Künstler. Man mag darin neben diesem Erkenntnisgewinn auch eine Entlarvung jenes Versprechens sehen, mit Suchmaschinen und sozialen Netzwerken eine bessere Welt und eine bessere Verständigung zwischen den Menschen zu schaffen. Der Band enthält Textbeiträge von Christoph Neuberger, Axel Gelfert und Hans-Christian von Herrmann; er ist auf Deutsch und Englisch.
Werfen Sie doch auch schon mal einen Blick auf unsere neue Kalenderkollektion, die jetzt schon in den Startlöchern steht. Unsere (un)literarischen Esel und erotischen Alpakas (FSK ab 1,8) warten neben dem Klassiker Street’N’Art und dem wiederaufgelegten Statis-Tick-Kalender darauf, in die gesamte Bundesrepublik ausgeliefert zu werden und mit jeweils 53 Bildpostkarten die Herzen zu erobern. Die Motive der aufstellbaren Tischkalender sind heraustrennbar und können als Postkarten weiterverwendet werden – Ihr nächster Urlaubsflirt freut sich ganz sicher über ein flauschiges Alpaka.
Apropos Tiere: Zum Schluss gibt es hier noch eine tolle Besprechung der Berliner Tiere im rbb Kultur von Natascha Freundel: www.rbb-online.de Am Wochenende (1.-3. Juli) sind wir übrigens auf dem Berliner Kreuzberg-Festival anzutreffen, am 3. Juli außerdem auf dem Weddingmarkt. Wer noch kein Exemplar von Marie Parakenings’ Büchern hat, kann sich dort zusätzlich noch mit Memo-Spielen, Postern und – ganz neu – Stoffbeuteln zu unseren Kalendern eindecken.
Wir reiten nun auf unseren Eseln in den Berliner Sonnenuntergang und wünschen Ihnen einen schönen Start in den Juli.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Wolfram Burckhardt
und das Team des Kulturverlags Kadmos Berlin